Im September 2015 (11.-25.09.) waren Heike und ich auf den Kapverden. Wir wählten die Insel Boa Vista (dt.: „schöner Ausblick“), die drittgrößte der Kapverdischen Inseln im Zentralatlantik. Die Insel wird seit einiger Zeit als Touristenziel aufgebaut. Vorwiegend west- und südeuropäische Gäste und Investoren beleben die Szene. Zum Glück gibt es bisher nur zwei RIU-Hotels im maurischen Stil und einige kleinere Ferienanlagen. Auch nach dem Ausbau des Flughafens für internationalen Verkehr im Oktober 2007 sind die kilometerlangen feinen hellen Sandstrände und felsigen Küstenabschnitte größtenteils noch einsam.
Wir wählten als Unterkunft den Marine Club weil es in dieser Anlage neben den Gebäuden mit mehreren Zimmern auch Bungalows gab. Wir betrachteten die Anlage aus der Vogelperspektive (Google Maps) und hofften bei der Buchung einen für unsere Zwecke (Antenne, Shack) geeigneten Bungalow beziehen zu können. Was Vorort dann wirklich passiert kann man nicht beeinflussen. Dreimal dürft ihr raten, wie es kam. Der erste „Spaßverderber“ war die Airline, die uns nur 15kg Freigepäck/Person mitnehmen lies. Also buchten wir noch je 5kg dazu. Zukünftig werde ich wohl das Ziel danach auswählen welche Fluggesellschaft das Ziel „bedient“ und den Preis so kalkuliert, dass für den Fluggast wenigstens 1 Liter Wasser in 6h Flugdauer enthalten ist. Auf das Essen kann ich gut und gern verzichten. Man hat Dank der Bestuhlung im Flieger nicht mehr Bewegungsfreiheit wie ein „Käfighuhn“. In solchen Momenten bin ich sehr froh darüber, dass ich kein Basketball-Spieler bin. Auf Boa Vista gelandet, bestiegen wir einen Kleinbus welcher erst das RIU Karamboa ansteuerte und danach durch die Straßen von Sal Rei Kurs auf den Marine Club nahm. Der Transfer dauerte ca. 30 min. Das Einchecken nochmal eine halbe Stunde und dann ging es zu unserem Bungalow. Der Weg war steil und weil wir uns dazu entschieden hatten unsere Koffer selbst zu transportieren entsprechend anstrengend. Am Ende wurden wir aber belohnt. Man hat uns einen Bungalow zugeteilt, den wir selber nicht besser hätten wählen können. Am nordöstlichsten Ende der Anlage etwas 45m über dem Meer mit freiem Blick nach Nord-West, West und Süd-West. Bis jetzt konnten wir nicht erkennen wo der „Haken“ an der Sache war. Doch schon bald würden wir auch darüber Gewissheit haben. Einen ersten Schock hatte ich beim Blick auf die Steckdosen in unserem Wohnzimmer. Im Internet hat es geheißen, dass Schutzkontaktsteckdosen wie in Deutschland oder Österreich zum Einsatz kommen. Ein Blick in die anderen Räume rettete mich vor dem Suizid. Zukünftig werden die Adapter für Stecker einfach eingepackt und gut iss.
Jetzt packten wir die Koffer aus und machten uns gleich an den Antennenbau. Die Zeit war ideal da unsere Nachbarn bereits in Richtung Restaurant unterwegs waren. Der Dipol war schnell aufgebaut und so ging es auch erst zum Abendmahl. Wieder zurück im Bungalow wurde das Shack eingerichtet. Wir nutzen ein kleines Zimmer mit einem Einzelbett und Klimaanlage. Den Stationstisch nahmen wir aus dem Wohnzimmer und so hatten wir schön Platz für die Station. Das Bett war für den 2nd OP als Ruhestätte von Vorteil. Es war 20:53 UTC als die erste Verbindung in RTTY mit Guadeloupe in das Log kam. In Telegrafie brachte ich noch weitere 50 QSOs auf 30m ins Log. Dann wurde erst mal geschlafen.
Am nächsten Tag erkundeten wir die Umgebung und machten uns schlau wie wir an eine Internetverbindung kommen. Das WLAN im Hotel war ausgesprochen teuer. Die hohen Temperaturen trieben uns in den Atlantik oder in unser klimatisiertes Shack. Am 13.09. konnte ich in Sal Rei in einem Telefonladen eine SIM-Karte kaufen und damit unsere Verbindung ins Internet herstellen. Schnell konnten wir im Reverse Beacon Network sehen wo und wann wir gut gehört wurden und danach den Funkbetrieb auf den entsprechenden Bändern durchführen. Heike war außerdem ständig mit ihrer Tochter in Verbindung. Die hatte am 26.09. den Termin zur Entbindung. Wie oft im Leben richtet sich die Natur nicht unbedingt danach und so kam der kleine Carl schon am 17.09. zur Welt. Oma Heike war doppelt glücklich. Sie freute sich über den Enkel und die Pileups in RTTY. Mit unserem Holiday-Style-Betrieb brachten wir 1404 QSOs in RTTY und 3200 QSOs in CW in unsere Logs.
Ach so! Wo war jetzt der Haken? Der Berg hinter unserem Bungalow versagte uns die Verbindungen nach Asien oder auf den Afrikanischen Kontinent. Wir waren trotzdem sehr zufrieden und erholten uns prächtig.